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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
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Neue Stadtmarketing-Konzepte

Die Joghurt-Strategie


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Bild: Uli
 (© Eckdose)

Wenn eine Stadt wirtschaftlich erfolgreich ist, siedeln sich gerne erfolgreiche Firmen an. Und die Menschen kennen diese Stadt, weil die Stadt ein Image hat. Vielleicht kommen dann auch Menschen einmal zu Besuch. Und vielleicht kommt zum Erfolg der Stadt noch der Tourismus dazu.

Jetzt ist es aber nicht so, dass jede Stadt wirtschaftlich erfolgreich wäre. Und nicht jede Stadt ist irgendwie herausragend und besonders. Deutsche Städte im Allgemeinen sind eher langweilig. Das wissen zum Beispiel auch die Menschen, die viel mit dem Auto fahren. Früher war das den Städten egal. Im wahrsten Sinne kam man nicht drum herum, ohne die Stadt anzusehen.

Seit aber Autobahnen gebaut wurden, ist das anders geworden. Die Städte verbarrikadieren sich freiwillig hinter Lärmschutzwällen und –wänden, verstecken sich vor dem Autofahrer. Besonders langweilige, normale Städte haben damit ein Problem. Wenn man die Stadt nämlich nie gesehen hat, dann will man dort auch nicht verweilen oder gar wohnen. Eine erfolgreiche Firma käme nie auf die Idee, sich niederzulassen. Darum stellen seit ein paar Jahren nicht nur sehr interessante Städte ihre Schilder an den Autobahnen auf. Jeder langweilige deutsche Stadt ist mittlerweile mit diesen braunen „Uns-gibt’s-auch-noch“-Schildern vertreten. Manchmal spricht der Name für sich: „nuernberg.de“. Der Titel „Stadt der Reichsparteitage“ ist wohl so sehr im Gedächtnis, dass man mit dem Namen für sich stehen kann. Manchmal weiß man aber gar nicht, dass ein Name eine Stadt ist. Hof, etwa, hat ein jedes Haus. Deswegen steht an der Autobahn Nummer Neun kurz vor Thüringen „Hof. park & see“. Laut Wikipedia bewusst zweideutig gewählt.

Auf die Idee, die städtische Vermarktung mit Produkten und Wortspielen zu verbinden, sind bislang wenige gekommen. Klassische, Herkunfts-geschützte Regionalspezialitäten wie etwa „Nürnberger Bratwürstchen“ taugen nur bedingt für größere Bekanntschaft. Erstens sind diese Spezialitäten entweder schon bekannt – und mit ihnen die Städte. Oder kein Mensch wird sie kennen lernen. Derlinghäuser Käse spräche ebenso wenig für Qualität wie Dörentruper Pfannkuchen.

Die Alternative böte, wie so oft, nur das virale Marketing. Aufgrund pfiffiger Wort-Verknüpfungen muss jeder beim Produkt an den Ort denken. Klar, der Name muss vorher schon ähnlich klingen. Als Beispiel bietet sich die Stadt Heidelberg an. Diese Stadt hat ohnehin einen guten Ruf und wird von Touristen und reichen Menschen überschwemmt. Insofern wird sie die Idee auch nicht klauen. In einem Vertrag mit einem großen Joghurthersteller wird das Produkt „Heidelbeer-Joghurt“ in „Heidelberg-Joghurt“ umbenannt. Kaum jemand wird es merken, alle werden’s kaufen und dann unbewusst bei diesem Joghurt an die Stadt denken. Und umgekehrt, bei der Stadt an das leckere Joghurt mit den Heidelbergen.

Der Joghurt-Hersteller könnte einen riesigen Gewinn machen und langfristige Freundschaften schließen. Die Frucht-Palette ist üppig gefüllt in Europa. Bromberg gibt es in Polen und Nieder-Österreich. Himberg gibt es gleich mehrfach im Alpenland, einmal bei Wien. Die Assoziation mit Alpen-Milch liegt doch glatt auf der Hand. Johannisberg existiert leider nur noch als Ortsteile von mehreren Gemeinden oder unter anderem Namen in Polen und Tschechien – dem Tourismus wäre das aber eher förderlich. Vielleicht lassen sich ja auch die Südafrikaner in Johannesburg auf kleine Änderungen zugunsten der Joghurt-Werbung ein. Waldberg heißen mehrere Ortsteile von ziemlich unwichtigen und unbekannten Städten – vielleicht gerade ein Grund für Joghurt-Kampagnen. Mit dem Wildberg-Joghurt schließlich macht die kleine Schweizer Gemeinde Wildberg bei Zürich auf sich aufmerksam.

Uli in Gesellschaft am 18.01.2011 um 13.20 Uhr

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