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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
Coronavirus als narzisstische Kränkung der Menschheit
Die Schlangen im Supermarkt ziehen sich ins Endlose. Regale für Mehl und Toilettenpapier sind schon seit Tagen leergeräumt. Menschen konsumieren Live-Ticker zu Infektionszahlen und um die Situation zu beschreiben, kann die Kanzlerin sogar das Wort „außergewöhnlich“ steigern. In Deutschland kursiert das Coronavirus. Niemand, der aktiv am Diskurs des gesellschaftlichen Lebens teilnehmen kann, kann es übersehen.
Die Semantik des Kriegs
Was macht die Situation zur außergewöhnlichen? Folgt man Vertretern aus der Politik, ist es die absolute Unbekanntheit der Situation. „Wir kennen den Gegner nicht, mit dem wir es zu tun haben“, ist zu hören. Weil man einen Krieg gegen ein personifiziertes Gespenst führt, greifen alle Kanäle des Kriegszustands. Da wird die Bundeswehr im Innern zur Hilfe gezogen. Grenzkontrollen und sogar -schließungen greifen um sich. „Über Tschechien geht’s nicht mehr nach Westen – versuche jetzt von Budapest aus nach Hamburg zu fliegen“, simst ein Freund. Es wird Fachpersonal aus dem Ruhestand rekrutiert. Ein Not-Abitur klingt an, weil flächendeckend Schulen geschlossen werden. Italienische Ärzte werden zitiert, die völlig entkräftet davon berichten, entscheiden zu müssen, wer eine medizinische Behandlung bekommen darf und wer nicht – genau so, wie eben zu allen Kriegszeiten, sagen sie.
Gleichzeitig heißt es: Für die allermeisten Menschen ist das Virus völlig ungefährlich. Es ist also keinesfalls so, dass wir es mit einer Bombe zu tun haben, die alles um sich herum auslöscht. So ist es tatsächlich nicht der Sache angemessen, vom Kriegszustand zu sprechen und entsprechende Abläufe in die Wege zu leiten, auch wenn einzelne Folgeerscheinungen einander ähneln können. Es ist ein Krankheitserreger, für den es kein Gegenmittel gibt, ja. Es ist aber auch ein Krankheitserreger, der offensichtlich bei den allermeisten Menschen schwächer ist, als dass er nicht von der eigenen Immunabwehr bekämpft werden könnte. Ganz ohne Wundermittel.
Prämisse: Keiner stirbt hier unerlaubt!
Das lässt fragen, nach welcher Prämisse gerade gehandelt wird und wie es sich begründen lässt, nach dieser Prämisse zu handeln. Dass die gesellschaftliche Ordnung zu erhalten ist, negative wirtschaftliche Folgen möglichst gering gehalten und das Verhältnis zu anderen Staaten nicht beeinträchtigt werden sollen, ist verständlich. Es drängt sich aber der Verdacht auf, dass die eigentliche Prämisse, nach der gehandelt wird, eine andere – und keinesfalls eine neue oder gar außergewöhnliche – ist:
Das Leben von Menschen ist in jedem Fall zu erhalten – soweit dies irgendwie möglich ist.
Diese Prämisse ist nicht neu. Warum sonst sollte es überhaupt notwendig sein, Patientenverfügungen auszufüllen? Warum sonst sollte der Mensch mit zunehmenden Alter zum Ersatzteillager werden, mit künstlichen Hüftgelenken, operierten Augen und herausnehmbarem Gebiss bis hin dazu, sich künstlich Insulin zuzuführen?
sophie in Philosophie am 15.03.2020 um 19.18 Uhr
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