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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
Erläuterung zu einem häufigen Wort-Fehler
In der deutschen Sprache gibt es zwei Adjektive bzw. Adverbien, die eine Untergrenze bezeichnen und ähnlich klingen:
Sie sind beide Erweiterungen des Wortes „mindest“. Das ist der Superlativ von „minder“, einem Komparativ mit der Bedeutung „weniger“ oder „geringer“. Ein dazugehöriger Positiv, also eine wertneutrale Adjektivform, gibt es nicht mehr. Das Gegenteil ist „meist“, das mit dem Komparativ „mehr“ zusammengehört. Auch ihnen ging der Positiv verloren, wir setzen es jedoch zum Steigern von „viel“ und „sehr“ ein.
In der Form „mindestens“ ist das Wort analog zu anderen Superlativen und zeigt einen Zustand an. „Meistens“ für „besonders viel“, „bestens“ für „besonders gut“, „letztens“ für „es folgt nichts danach“, „erstens“ für „es beginnt damit“, „höchstens“ für „höher geht nicht“. So ist „mindestens“ der Zustand, der nicht zu unterbieten ist. „Mindestens“ ist die „Minimalanforderung“.
Superlative mit „zu-“ gibt es sonst auch, wenn auch weniger häufig. Daher ist die Form „zumindest“ auch keine Ausnahme. „Zumeist“ für „besonders viel“, „zuletzt“ für „es folgt nichts danach“, „zuerst“ für „es beginnt damit“. Die Worte „zubest“ oder „zuhöchst“ lassen sich zwar bilden, aber sie sind nicht gebräuchlich.
Interessanterweise reicht vielen Menschen nicht, ihre Minimalanforderungen mit einer dieser Formen von „mindest“ zu bilden. Sie sprechen von „zumindestens“. Und das auch noch inflationär. „Ich würde zumindestens zurückschreiben“, „zumindestens drei Euro würde ich dafür nehmen“, „das würde ich zumindestens einmal einpacken.“ Davon abgesehen, dass ich anzweifle, ob es sich wirklich um Mindestanforderungen dreht: „Zumindestens“ ist falsch und um eine Silbe zu lang. Denn das Wort heißt „zumindest“. Und das andere heißt „mindestens“.
Das musste ich jetzt zumindest mal loswerden, wenn ich meine Mitmenschen schon nicht davon abhalten kann, das Unwort zu benutzen.
Uli in Philosophie am 26.12.2023 um 12.55 Uhr
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