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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
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Ein altes Motiv führt sein Eigenleben

Zerschmettert Zion


Bild: Uli
 (© Eckdose)

„Wenn das zionistische Gebilde auch nur einen Moment lang daran denken sollte, ein Abenteuer gegen Syrien, Iran und den Libanon zu beginnen, dann werden wir ihm die Beine brechen.“ Das sagt der Vizepräsident des Irans, Mohammed Reza Rahimi bei einem Treffen mit dem verbündeten syrischen Ministerpräsidenten Naji Otri. Ein gemeinsames Stehen gegen gemeinsame Feinde. Besonders stark klingt dabei nach außen die antizionistische Haltung.

„Zion“ ist ein schönes Wort, das sofort mit Judentum assoziiert wird. Entsprechend stellte „Die Zeit“ auch den Text unter der Überschrift „Wir werden Zion die Beine brechen“ ins Netz. Personifizierungen von Ländern wirken gut in politischen Reden. Als im 19. Jahrhundert alle europäischen Völker ihre Nationalstaaten forderten, standen nicht nur Germania und La France auf, sondern erlebten selbst Kleinstämme ihre Abbildung im Figürlichen. Bavaria ist solch ein Relikt, das die Widerspenstigkeit des deutschen Südostens verkörpert.

Den Juden Europas war, sofern sie nationalstaatlich dachten, eine eigene Figur zuwider. Dazu kommt, dass die gemeinsame Identifikation eher über Bilderlosigkeit denn über Ikonen erfolgte. Ein klassisches Bild zur Solidarisierung hatte aber die israelitische Gemeinschaft seit ihrer Vertreibung aus Jerusalem immer wieder im Blick: den Zion. Der Tanach, die hebräische Bibel, ist voll von Reden über und um den Zion. Einst war damit der heilige Berg in Jerusalem gemeint, später wurde das himmlische, zukünftige Jerusalem assoziiert. Und besonders in großer Ferne zur Heimat wurde Zion zum Ort der Sehnsucht.

Für die Feinde Israels ist das wohl eher weniger bekannt oder interessant. Sie setzen „Zion“ und „zionistisches Gebilde“ dem Staat gleich, den sie als grundsätzlich aggressiv und nicht existent betrachten. Dabei sollten sie vorsichtig sein. Im Tanach stehen viele Geschichten über Zion und Völker, die es als nicht existent betrachteten. Bislang hat es keine Herrschaft vermocht, das „auserwählte Volk“ zu vernichten. Vielleicht sollen deswegen auch „nur“ die Beine gebrochen werden.

Psalm 137 erzählt von einer Situation, in der Zion bereits die Beine gebrochen worden waren und die einstigen Bewohner nun in Babylon festsitzen. Die Fluchwünsche am Ende des Psalmes haben Iran und Syrien wohl nicht im Blick, wenn sie über Zion reden:

„An den Strömen Babels, da saßen wir und weinten, wenn wir an Zion dachten. An die Pappeln dort hängten wir unsere Leiern. Denn die uns gefangen hielten, forderten dort von uns Gesangesworte, und die uns jammern ließen, forderten Freude: ‚Singt uns eins der Lieder von Zion!’ Wie sollten wir das Lied des HERRN singen in fremdem Lande?

Wenn ich dich vergesse, Jerusalem, so werde vergessen meine rechte Hand! Es soll meine Zunge an meinem Gaumen kleben, wenn ich deiner nicht gedenke, wenn ich Jerusalem nicht zu meiner höchsten meiner Freude erhebe!

Gedenke, HERR, den Söhnen Edom den Tag Jerusalems, als sie sprachen: Reißt nieder, reißt nieder, bis auf ihren Grund! Tochter Babel, du Verwüsterin! Glücklich sei, wer dir vergilt dein Tun, das du uns angetan hast. Glücklich sei, wer deine kleinen Kinder ergreift und sie am Felsen zerschmettert!“

Uli in Philosophie am 02.05.2010 um 11.19 Uhr

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