Zur Startseite Eck.Dose

Der Blog des Goldseelchen-Verlags
für Tagfalter und Nachtdenker

Der Blog des Goldseelchen-Verlags



Die Suchenden

Vor dem Vorhang der Ewigkeit


Für eine größere Ansicht anklicken.
Urheber*in: Camille Flammarion 1888
 (Creative Commons)

Seite 2 von 2

Die Reihe endet nicht in den lichtdurchfluteten Visionen der hochmittelalterlichen Mystik. Sie geht bis in die Gegenwart und zeigt sich in den Bestsellerlisten der Buchhandlungen und in den Science-Fiction-Filmen der Kinos. Alle Jahre ist es ein anderer erleuchteter Mensch, der seine Erfahrungen teilen möchte. Alle Jahre sind es Tausende oder Millionen von Sehnsüchtigen, die die Hoffnung nicht aufgeben, dass sich in den Sätzen irgendwo ein geheimes Wort versteckt. Dieses geheime Wort, einmal ausgesprochen, soll den Vorhang ein Stückchen aufreißen und die Räderwerke der kosmischen Bühnentechnik zeigen.

Aber es gibt dieses geheime Wort nicht. Jeder Satz, den ein Mensch über das, was er wahrnimmt, schreibt, ist ein subjektiver Satz. Offenbart Gott etwas einer Person, kann diese nicht das weitergeben, was sie wahrgenommen hat. Stets bleibt es auch die persönliche Offenbarung des Ewigen an einen bestimmten Menschen. Sie bleibt unübertragbar und unverfügbar.

Zudem presst jedes Sprechen eine Erfahrung in eine künstliche Form. Es ist wie eine besondere Lichtstimmung bei Sonnenuntergang: Man kann sie fotografieren, man kann sie filmen, man kann sie beschreiben oder nachstellen. Aber sie weckt in den Betrachtern nie dieselben Gefühle wie das unmittelbare Erleben.

Die Welt ist keine Bühne und hat auch keinen Vorhang. Dessen unbenommen gibt es besondere Augenblicke der Offenbarung - diese sind aber kein Ausdruck dafür, dass sie die Welt übersteigen, sondern, dass sie das bislang Wahrgenommene übersteigen.

Nicht aus Büchern allein kann man lernen, wie man lebt. Genauso ist es wertlos, in Büchern oder Filmen, in Reden oder Predigten das Transzendente zu suchen. Es sind Sätze, erstarrte Erfahrungen anderer Menschen. Sie können aber zeigen: Wer wahrhaft finden möchte, muss selbst suchen – und sich finden lassen. Wer zuhört, wenn Gott zu ihm klingt, wer hinsieht, wenn Gott seinen Blick lenkt, wer fühlt, wenn Gott ihn führt, der erkennt, dass dort kein Vorhang hängt. Dem Menschen wird offenbar, dass kein Augenblick von der Ewigkeit ausgenommen ist und die ganze Welt Gottes Welt ist.

Artikel-Seite:
12

Uli in Philosophie am 01.04.2018 um 13.47 Uhr

 Drucken | 

Auch ansehen:

Kommentar verfassen

 

Damit wir auch wissen, dass Du ein Mensch bist, musst Du unten in das Feld „Sicherheits-Code“ bitte noch die Buchstaben oder Zahlen aus dem Bild links abtippen.

Die Felder mit * sind verpflichtend.

Datenschutz-Hinweis: Alle Daten, die in dieses Formular eingetragen werden, können auf dieser Seite als Einträge angezeigt werden. Zusätzlich werden IP-Adresse und Zeitpunkt der Übermittlung in einer Datenbank gespeichert, um im Falle strafrechtlich relevanter Eintragungen die Herkunft nachweisen zu können.